Freitag

Tell me life is real.

Ich laufe, verkleidet als Karell Gott durch den Wedding und verteile Autogrammkarten an dicke Jungs. Ihre Augen zucken hin und her, in Gedanken an das letzte gefangene Pokémon im Dungeon. Wenn du groß bist, sage ich zu einem Zwöljährigen mit Vollbart, dann kannst du vielleicht als Backgroundsänger bei mir anfangen!
Ich hatte ihn zuvor beobachtet, wie er mit glockenklarer Stimme "Ich ficke deine Mutter denn deine Mutter klaut bei Kick" gesungen hatte, Und dann behauptet man in der Abteilung für Jugend, Bildung und Sport, die Heranwachsenden machten nichts mehr aus sich!
In einem plötzlichen Anfall von Ekstase werfe ich alle Autogrammkarten wie einen Zauberregen auf die Menge verwirrter Weddinger und laufe davon.
Mein viel zu langer Karell- Gott- Mantel behindert mich sehr in meiner Beweglichkeit, weswegen ich schon nach zwanzig Metern anhalte um mir eine Tüte gerösteter Kerne zu genehmigen. Der Verkäufer, ein krauser alter Mann, fällt mir um den Hals und ruft: " Sie sind doch die Kristina Stürmer! Meine Kinder lieben sie!" Ja, die bin ich, sage ich um das Tütchen Nüsse umsonst zu bekommen und schreibe "Kristina" auf sein Handgelenk. Der künstliche Bart kitzelt mich gewaltig.
"Danke!", schreit er noch, da bin ich schon längst von Drogenfahndern betäubt, die nach Amy Winehouse suchen und sich wohl auf der Insel der 27- Jährigen glaubten. ich spüre meine Beine nicht mehr.
Dann wird alles schwarz.


Als ich aufwache, sitzt Jim Jarmusch an meinem Krankenbett und singt I Put A Spell On You, er dachte, das könne mich erheitern. Aber mich erheitert gar nichts weil ich blöder Esel die Hochglanzautogrammkarten weggeworfen habe! Was hat mich bloß geritten!
Ich muss los! Danke für alles, rufe ich der Schwester zu, die mich anzwinkert und gehen lässt. Ich habe allerdings zwei gebrochene Beine und klaue darum ein Waveboard, natürlich kann ich ausgezeichnet fahren und falle nicht einmal hin. Bis ein Tourist mich nach dem Weg zum Axel- Springer- Haus fragt, da muss ich vor Empörung eben absteigen und sage ihm dann den weg zum offenen Kanal Berlin, es läuft nämlich grad eine Sendung über Naivität und es fehlten die ganze Zeit Studiogäste.
Fahre also weiter, Richtung Oberschöneweide, weil mein Orientierungssinn einer Bratwurst gleicht.
Und dann verheddert sich der Drecksmantel auch noch in den Speichen meiner Gedanken und ein kitschiges Lied kommt aus den IPhone- Lautsprechern eines Pressesprechers.
Dann wache ich auf.

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